Erwartung und Enttäuschung: Warum Psychotherapie manchmal nicht wirkt

Viele starten voller Hoffnung in ihre erste Psychotherapie. Endlich hat man den Mut gefasst, Hilfe zu suchen, natürlich erwartet man nun spürbare Erleichterung. Doch schon nach ein paar Sitzungen schleicht sich Ernüchterung ein: Warum geht’s mir immer noch schlecht? Mache ich etwas falsch? Diese Enttäuschung erleben gerade junge Erwachsene überraschend häufig. Du bist damit nicht allein. Wir von findmetherapy schauen uns an, was Forschung über Therapie bei jungen Erwachsenen herausgefunden hat, welche Erwartungshaltungen oft zu Enttäuschung führen und was „realistische” Ziele in der Psychotherapie sind, die dir auch langfristigen helfen, deine Ziele zu erreichen.

Und keine Sorge: Es gibt Wege, wie du Enttäuschungen vorbeugen kannst. Oft hilft es schon, vorab gut informiert zu sein und offen mit der Therapeut:in zu sprechen. Unsere Plattform findmetherapy unterstützt dich dabei, vom passenden Matching bis zur Begleitung während deiner Therapie.

Forschung: Warum die Realität oft hinter den Erwartungen zurückbleibt

Fangen wir mit einem Blick auf aktuelle Forschungsergebnisse an. Ein Bericht in Spektrum der Wissenschaft fasst es drastisch zusammen: „Junge Erwachsene profitieren weniger von Psychotherapie als ältere Menschen.”

Eine große britische Studie mit über 1,6 Millionen Therapieverläufen zeigte, dass Patient:innen zwischen 16 und 24 Jahren im Schnitt geringere Verbesserungen erzielten als ältere. Ihre Symptome verringerten sich weniger stark, und sie hatten eine 25 % geringere Wahrscheinlichkeit, nach der Behandlung als genesen zu gelten. Erschreckend ist auch: In dieser Altersgruppe kam es häufiger zu einer Verschlechterung der psychischen Beschwerden während der Therapie. Außerdem haben junge Leute wesentlich öfter Sitzungen versäumt oder ganz abgebrochen. Klingt erstmal niederschmetternd, oder?

Die Forscher:innen betonen, dass junge Patient:innen besondere Herausforderungen haben. Viele psychische Störungen, die in so jungen Jahren auftreten, sind schwerwiegender, was die Behandlung erschwert. Gleichzeitig passen die klassischen Therapieangebote nicht immer zu Lebenswelt und Bedürfnissen von Gen Z. Themen wie ständige Social-Media-Nutzung, unsichere Jobs oder Wohnsituationen prägen die junge Generation, Therapien sollten stärker darauf eingehen, fordern die Wissenschaftler:innen. Wenn junge Menschen das Gefühl haben, „das passt nicht zu mir”, verlieren sie verständlicherweise die Motivation.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Um die hohen Abbruchraten zu senken, sollte man gleich zu Beginn realistische Erwartungen klären . Das Autorenteam der Studie empfiehlt, von Anfang an offen darüber zu sprechen, was die Therapie leisten kann und was nicht .

Oft spielen unrealistische Erwartungen eine große Rolle. Wenn du mit der Vorstellung in die Therapie gehst, nach zwei Stunden „geheilt“ zu sein, kann die Realität nur enttäuschen. Dabei heißt das nicht, dass Psychotherapie nichts bringt, im Gegenteil!

Auch eine Schweizer Studie der Universität Zürich kam zu ähnlichen Erkenntnissen. In Interviews mit jungen Erwachsenen, die ihre Therapie vorzeitig beendet hatten, kristallisierten sich zwei Hauptgründe heraus: „enttäuschte Erwartungen” an das Verhalten der Therapeut:innen und ein „als unpassend und starr erlebtes Behandlungssetting”. Mit anderen Worten: Die jungen Leute hatten sich die Therapie anders vorgestellt -vielleicht einfühlsamer, aktiver oder flexibler und wurden dann vom tatsächlichen Ablauf enttäuscht.

Hinzu kam oft ein starker Wunsch nach Autonomie: Gerade in dieser Altersphase wollen viele ungern das Gefühl haben, bevormundet zu werden. Prallen diese Erwartungen auf eine Therapie, die womöglich sehr regelgeleitet ist oder in der sich der Therapeut:in kühl verhält, ist der Therapie-Abbruch fast vorprogrammiert.

Wie erkenne ich überhaupt, ob eine Psychotherapie wirkt?

Therapieerfolg wird in Studien meist daran gemessen, wie sehr sich Symptome reduzieren oder wie viele Patient:innen nach einer bestimmten Anzahl Sitzungen als „geheilt” gelten. Doch „wirksam” bedeutet nicht 100 % Heilung bei jeder Person, solche Garantien gibt es kaum. Eine Therapie kann als erfolgreich gelten, wenn es dir deutlich besser geht als vorher, auch wenn vielleicht nicht alles perfekt ist. Vielleicht hast du gelernt, mit deiner Angst umzugehen, auch wenn sie ab und zu noch auftaucht. Oder deine depressiven Phasen kommen seltener und sind weniger tief als früher.

Wichtig ist zu verstehen, dass Fortschritte oft in kleinen Schritten kommen. Studien deuten darauf hin, dass etwa 50 % der Patient:innen nach 15 bis 20 Sitzungen eine spürbare Besserung erleben, das sind etwa 4 bis 5 Monate regelmäßige Therapie. Viele bemerken erste positive Veränderungen aber schon nach 12–16 Wochen.

Das bedeutet: Hab Geduld mit dir und dem Prozess. Wenn du nach den ersten paar Stunden noch keine dramatische Wendung fühlst, ist das normal. Wirksamkeit zeigt sich oft subtil: Vielleicht schläfst du ein bisschen besser, vielleicht bewältigst du eine stressige Situation einen Tick ruhiger als früher. Solche Veränderungen sind Anzeichen, dass die Therapie bereits wirkt, auch wenn es sich nicht spektakulär anfühlt.

Realistisch ist: Psychotherapie kann dir Werkzeuge an die Hand geben, um mit deinen Problemen besser umzugehen. Sie kann dir neue Perspektiven eröffnen, dich seelisch widerstandsfähiger machen und deine Symptome lindern. Aber dein aktives Mitwirken ist gefragt, und manchmal braucht es Zeit, bis sich Erfolge zeigen. Wenn du das verinnerlichst, wirst du weniger schnell enttäuscht sein und dranbleiben, auch wenn es mal schwierig wird.

Wirksamkeit heißt auch nicht, dass man nie wieder einen Rückschlag erlebt. Rückfälle oder Krisen können vorkommen, das bedeutet nicht, dass die Therapie umsonst war. Oft helfen dir die in der Therapie gelernten Strategien, dich aus einem Tief schneller wieder herauszuholen.

Tipps für realistische Erwartungen an die Therapie

Wie kannst du also verhindern, dass falsche Erwartungen dir deine Therapie-Erfahrung vermiesen? Hier sind ein paar praktische Tipps, damit du dich mental gut auf die Therapie einstellst und dranbleiben kannst, auch wenn es sich zwischendurch komisch anfühlt:

  1. Informiere dich, aber bleib offen: Es ist super, dass du dich für mentale Gesundheit interessierst, wahrscheinlich hast du online schon viel gelesen. Doch jede Therapie ist individuell. Bereite dich mental vor, aber erwarte nicht, dass alles genau so läuft, wie in Blogs oder bei Freund:innen oder Social Media beschrieben. Geh mit einer wissbegierigen, offenen Haltung in die erste Stunde, statt mit einem festen Drehbuch im Kopf.

  2. Klär deine Ziele und Wünsche: Überleg dir vorab grob, was du dir von der Psychotherapie erhoffst. Möchtest du z.B. weniger Panikattacken haben? Besser schlafen? Dich selbst akzeptieren lernen? Diese Wünsche kannst du ruhig in der ersten Sitzung ansprechen. Die meisten Therapeut:innen fragen sowieso danach. Wichtig ist nur, dass du verstehst: Nicht jedes Ziel ist sofort erreichbar. Priorisiere, was dir am wichtigsten ist, und sei bereit, gemeinsam realistische Etappenziele zu setzen. Deine Therapeut:in wird dir ehrlich sagen, was machbar ist. Um dich auf die erste Sitzung vorzubereiten, kannst du dir in diesem Blog Anregungen dafür holen.

  3. Sprich in der ersten Stunde alles aus, was dich bewegt: Du darfst in der ersten Sitzung alle Fragen stellen, die dir auf dem Herzen liegen. Zum Beispiel: “Wie läuft eine Therapie ab? Wie oft treffen wir uns? Was ist, wenn ich mich unwohl fühle?” Frag ruhig nach den Methoden, die derdie Therapeut:in nutzt, und wie lange eine Therapie ungefähr dauert. Transparenz nimmt Ängste. Und wenn du unsicher bist, ob Therapie überhaupt das Richtige für dich ist, sprich auch das an!  Nichts ist peinlich oder „falsch“, Therapie ist ein Raum, in dem alles Platz hat, auch deine Zweifel.


  4. “Es fühlt sich komisch an …”, ist das schlimm? Gerade am Anfang fühlen sich viele unwohl oder gehemmt. Du erzählst einer fremden Person intime Dinge, klar ist das erstmal komisch. Denk dran: Nervosität ist normal. Viele beschreiben die ersten Sitzungen als ungewohnt, manche sogar als anstrengend oder emotional aufwühlend. Das ist kein schlechtes Zeichen, sondern zeigt eher, dass du dich wirklich mit deinen Gefühlen auseinandersetzt. Veränderung kann sich anfangs unbequem anfühlen.

    Wichtig ist, zwischen “das ist nur neu” und echten Warnsignalen zu unterscheiden. Fühlt es sich komisch an, weil du über schwierige Themen sprichst? Dann ist das okay. Fühlt es sich komisch an, weil du deiner Therapeut:in gar nicht vertrauen kannst oder dich unverstanden fühlst? Dann sprich es an. Manche Anfangshürden legen sich mit der Zeit, aber wenn die Chemie überhaupt nicht stimmt, darfst du auch die Therapie wechseln. Wie du erkennst, ob du eine gute Beziehung zu deiner Therapeut:in hast und warum die Beziehung in einer Therapie über den Erfolg entscheidet, erfährst du in diesem Blog.


  5. Lern, Fortschritte zu erkennen: Therapiefortschritt ist oft leise. Achte auf kleine Veränderungen in deinem Alltag. Woran merkst du, dass es dir ein bisschen besser geht? Vielleicht kannst du dich nach einer schlechten Nacht dennoch zur Arbeit aufraffen, früher wärst du liegen geblieben. Vielleicht ertappst du dich dabei, freundlicher mit dir selbst zu reden, wo du dich früher nur kritisiert hast. Solche kleinen Siege sind Gold wert. Schreib sie dir auf, wenn es hilft.

    Dann siehst du schwarz auf weiß, dass die Therapie sehr wohl etwas bringt, nur eben in Babyschritten. Und feiere diese Schritte! Jeder Marathon beginnt mit ein paar wackeligen ersten Kilometern. Geduld und Selbst-Mitgefühl sind deine besten Begleiter. Erwarte nicht jede Woche eine bahnbrechende Erkenntnis. Manchmal besteht Fortschritt einfach darin, dass es dir nicht schlechter, sondern gleichbleibend geht, obwohl das Leben dir Steine in den Weg legt. Stabilisierung ist auch Fortschritt.

Zusammengefasst: Realistische Erwartungen bedeuten nicht, pessimistisch zu sein. Im Gegenteil, es heißt, zu verstehen, dass echte Veränderung Zeit braucht, aber möglich ist. Es heißt auch, aktiv mitzuarbeiten: Fragen stellen, Übungen ausprobieren, ehrlich sein, wenn dir etwas fehlt. Dann wird aus „Therapie wirkt nicht“ vielleicht schon bald ein „Therapie wirkt doch, aber anders, als ich dachte.“

Wir von findmetherapy helfen dir

Wie kannst du sicherstellen, dass du eine Therapie findest, die zu dir passt und dich nicht enttäuscht? Hier kommt findmetherapy ins Spiel. Unsere Plattform möchte genau das verhindern: dass Menschen entmutigt abbrechen, nur weil die erste Erfahrung nicht ideal war. Ein häufiger Grund für Frust ist ein schlechtes Matching, also wenn Therapeutin und Patientin nicht zueinander passen (fachlich oder menschlich). Bei findmetherapy setzen wir darauf, dass du von Anfang an jemanden findest, bei dem du dich sicher und verstanden fühlst .

Anders als bei einer schnellen Google-Suche bekommst du bei uns persönliche Empfehlungen statt Zufallstreffer. Kein Algorithmus, sondern echte Menschen kümmern sich um dein Anliegen. Du füllst online einen kurzen Fragebogen aus, das geht anonym, wenn du möchtest, mit Angaben zu deinem Thema, deinen Terminmöglichkeiten, Wünschen etc. Danach sucht unser Team eine:n passende:n Therapeut:in für dich, maßgeschneidert auf deine Bedürfnisse. Wir achten auf Dinge wie Therapieform, Schwerpunkt, Sprache und auch darauf, wer zu deiner Persönlichkeit passen könnte. So erhöhen wir die Chance, dass du dich von Anfang an wohl fühlst und gar nicht erst in Versuchung kommst, aufzugeben.

Natürlich ersetzen wir kein erstes Kennenlern-Gespräch, ob die Chemie wirklich stimmt, merkst du erst, wenn du die Person triffst. Aber wir begleiten dich auch nach dem ersten Match weiter. Wenn es doch nicht passt, stehen wir dir bei, eine Alternative zu finden. Unser Ziel ist, dass du dranbleibst und die Unterstützung bekommst, die du brauchst. Therapie wirkt nämlich am besten, wenn du Vertrauen zu deiner Therapeut:in hast und regelmäßig hingehst.

Mit findmetherapy wollen wir Hürden abbauen: Du musst dich nicht durch zig Telefonate kämpfen oder monatelang auf Wartelisten stehen. Unser Service ist kostenlos für Suchende und absolut diskret. Du kannst dich jederzeit anonym anmelden und erhältst schnelle Rückmeldung. So nehmen wir dir einen Teil des Stresses ab, der sonst schon vor Therapiebeginn für Enttäuschung sorgen kann (wer gibt nicht frustriert auf, wenn man nach dem zehnten Anruf immer noch keinen Platz hat?).

Hier kannst du dich anmelden!

Die Anmeldung ist auf deinen Wunsch auch anonym möglich. Es entstehen für dich keine Kosten und du kannst dich jederzeit von findmetherapy abmelden.

Bleib dran an dem Thema mentale Gesundheit. Über unseren Newsletter versorgen wir dich regelmäßig mit Tipps, Erfahrungsberichten und Motivation, damit du auf deinem Weg nicht allein bist. Einfach auf unserer Website eintragen und nichts mehr verpassen.

Hilfe im Notfall: Manchmal braucht man sofort jemanden zum Reden. In akuten Krisen zögere bitte nicht, dir direkt Hilfe zu holen! Wende dich z.B. an die Telefonseelsorge (in Österreich unter Tel. 142, 24 Stunden erreichbar) oder die psychiatrische Notaufnahme deiner Stadt. Eine Übersicht an Notfallkontakten findest du auf unserer Website unter Notfallkontakte, speichere dir die wichtigsten Nummern am besten ins Handy ein.

Zum Schluss möchten wir dir sagen: Gib nicht auf. Auch wenn deine erste Erfahrung vielleicht von Enttäuschung geprägt war, es gibt Wege, dass Psychotherapie wirkt und dir hilft. Mit den richtigen Erwartungen, dem passenden Gegenüber und ein bisschen Geduld kannst du unglaublich viel über dich lernen und echte Verbesserungen erleben. Du bist es wert, dass es dir besser geht! Mach den nächsten Schritt, wir von findmetherapy sind an deiner Seite.


Quellen

Spektrum der Wissenschaft: Geellen:n Z braucht passende Psychotherapie (News vom 08.10.2025) – URL: https://www.spektrum.de/news/gen-z-braucht-passende-psychotherapie/2290027 (abgerufen am 14.10.2025)

Weitkamp, K. et al.: Weshalb junge Erwachsene ihre Therapie abbrechen: Eine qualitative Interviewstudie (Abstract, 2019, Universität Zürich) – URL: https://www.researchgate.net/publication/338761775_Weshalb_junge_Erwachsene_ihre_Therapie_abbrechen_Eine_qualitative_Interviewstudie (abgerufen am 14.10.2025)

Psychologist Brief: How Do Clinical Psychologists Handle Patients’ Unrealistic Therapy Expectations? (25.10.2024) – URL: https://psychologistbrief.com/qa/how-do-clinical-psychologists-handle-patients-unrealistic-therapy-expectations/ (abgerufen am 14.10.2025)

Televero Health: Progress in Therapy Doesn’t Always Feel Like Progress – and That’s Okay (o.D.) – URL: https://televerohealth.com/progress-in-therapy-doesnt-always-feel-like-progress-and-thats-okay/ (abgerufen am 14.10.2025)

findmetherapy Blog: Erste Psychotherapie-Sitzung: So bereitest du dich richtig vor (03.04.2023) – URL: https://www.findmetherapy.org/psychotherapie-blog/erste-psychotherapie-sitzung-so-bereitest-du-dich-richtig-vor (abgerufen am 14.10.2025)

findmetherapy FAQ: Was ist findmetherapy und wie funktioniert es? (o.D.) – URL: https://www.findmetherapy.org/ (abgerufen am 14.10.2025)










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